Venus Express - Sojus ST / Fregat 

Venus Express

Europas erste Venus-Sonde soll die Atmosphäre des Planeten untersuchen.


Ende Oktober 2005 startet mit Venus Express die erste europäische Weltraumsonde zur Venus. Sie soll vor allem die Atmosphäre des Planeten untersuchen. Die an der Mission beteiligten Wissenschaftler erhoffen sich aus den Untersuchungen der Venus auch Rückschlüsse auf die langfristige Entwicklung des Klimas auf der Erde.

Seit dem Ende der fünfjährigen Venus-Mission Magellan vor 11 Jahren ist Venus Express die erste Mission zum erdnächsten aller Planeten. Der Orbiter ist zugleich die erste ESA-Raumsonde, die den Beinahe-Zwilling der Erde erforschen soll. . Das Startfenster für die russische Sojus-Fregat-Trägerrakete öffnet sich am 26. Oktober 2005, bei einer Verschiebung des Termins kann die Sonde noch bis zum 24. November starten. Nach einer Reise von etwa fünf Monaten soll sich die tatsächliche Venusmission über knapp zwei Venus-Jahre (etwa 500 Erdtage) erstrecken. Dabei soll der Orbiter in einer Höhe zwischen 250 und 66.000 km über den Venuspolen fliegen und die dicke Wolkendecke und Atmosphäre des nächsten Nachbarplaneten unserer Erde erforschen.

In Auftrag gegeben wurde Venus Express von der Europäischen Weltraumorganisation ESA, gesteuert wird der Orbiter vom Satellitenkontrollzentrum ESOC in Darmstadt. Durch die Wiederverwendung der Sondenkonstruktion von Mars Express sowie der Reserveinstrumente aus früheren Mars-Express- und Rosetta-Programmen konnte Venus Express einer dreifachen Herausforderung gerecht werden: der Erfüllung ihrer wissenschaftlichen Zielsetzungen, der Kosteneffizienz und des beispiellosen Entwicklungszeitplans. Der Bau dauerte nur rund 3 Jahre und die Kosten liegen mit rund 220 Millionen Euro auch deutlich unter vergleichbaren Planetenmissionen. Das Gesamtgewicht des Orbiters liegt bei 1.270 kg, darin enthalten 93 kg für die wissenschaftlichen Instrumente und 570 kg Treibstoff. Die Kosten des Projekts liegen bei 220 Mio. Euro.

Unser innerer Nachbarplanet ist in Masse, Dichte, Größe und innerem Aufbau fast ein Zwilling der Erde. Damit endet aber auch schon die Ähnlichkeit. Auf der von einer tödlichen Atmosphäre umschlossenen Venus herrschen Temperaturen von 480 Grad Celsius und ein Druck, der 90-mal höher ist als auf der Erde. Ein dichter Mantel aus Schwefelsäurewolken verhüllt den Planeten und verstellt den Blick auf eine ausgedörrte Oberfläche, die von düsteren Vulkanlandschaften, Steinwüsten und Kratergebieten geprägt ist. Die Höllentemperaturen auf der sonnennahen Venus sind das Ergebnis eines gewaltigen Treibhauseffekts. Die fast ausschließlich aus Kohlendioxid bestehende Atmosphäre fängt Strahlung und Hitze unseres Zentralgestirns ein, die dann nicht wieder ins All abgestrahlt wird. So heizt sich der Planet immer weiter auf.

Es wurden bereits über 20 russische und US-amerikanische Sonden zur Erkundung des von der Sonne aus zweiten Planeten ausgesendet, doch noch immer sind viele Rätsel ungelöst:
  • Welche Temperatur herrscht in der Atmosphäre und woraus setzt sie sich zusammen?
  • Wie dreht sich die Atmosphäre?
  • Wie verändert sich ihre Zusammensetzung zwischen oben und unten?
  • Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen Venusoberfläche und der Atmosphäre?
  • Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen der oberen Atmosphäre und den Sonnenwinden?
  • Wie funktioniert das Wolkensystem der Venus?
  • Gibt es Wasser auf der Venus?
  • Gibt es vulkanische oder seismische Aktivitäten auf dem Planten?


Die Daten, die Venus Express liefert, sollen unter anderem helfen, Klimamodelle zu entwickeln, mit denen sich der irdische Treibhauseffekt und dessen Folgen besser verstehen und berechnen lassen. Zu diesem Zweck ist Venus Express mit sieben wissenschaftlichen Instrumenten ausgerüstet: Spektrometern, Spektralkameras und Kameras für unterschiedliche Wellenlängenbereiche (UV, IR) und einem Plasmaanalysator.

Die Spektrometer PFS, SPICAM und VIRTIS nehmen vor allem die Gashülle der Venus in unterschiedlichen Spektralbereichen unter die Lupe. Die hochauflösende Kamera VMC soll Bilder des Planeten im sichtbaren Bereich sowie im UV- und Infrarotlicht liefern. Das Radarinstrument VeRa dient zur Radiosondierung von Atmosphäre und Ionosphäre. Und der Teilchendetektor ASPERA soll die Erosionsprozesse in der Venusatmosphäre unter dem Einfluss des Sonnenwindes erforschen.

Mit an Bord wird auch ein Magnetometer-Instrument sein, dass Wissenschaftler vom IWF in Österreich gemeinsam mit der TU Braunschweig und dem Imperial College in London entwickeln. "Mit dem Magnetometer wollen wir mehr Informationen darüber herausfinden, wie Sonnenwind und Atmosphäre ohne planetares Magnetfeld im Wechsel wirken“, erläutert Wolfgang Baumjohann vom österreichischen IWF, das bei dieser Mission die Federführung für die Magnetfeldmessungen übernommen hat. Nicht zum ersten Mal: Bei vier von sechs Raumsonden, die in den letzten 25 Jahren die Venus umkreisten bzw. vorbei flogen, stammten die Magnetometer aus Graz.





 
 
 
 

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Autor dieses Artikels:  Redaktionsbüro cclive

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